London
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Woburn Square. London WC1H 0AB. Großbritannien
Dr. Claudia Wedepohl
Hamburg
Aby Warburg (1866-1929) war Kunsthistoriker, Kulturwissenschaftler und Begründer der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg in Hamburg. Ausführlich zur Person Warburgs vgl. Gombrich, Ernst H.: Aby Warburg. Eine interkulturelle Biographie. Frankfurt 1981; sowie Michels, Karen: Aby Warburg - im Bannkreis der Ideen. München 2007.
Heilwigstr. 114
Hamburg. Kulturwissenschaftliche Bibliothek. Heilwigstr. 114. Eigentümer u. Leiter: Prof. Dr. phil. Aby Warburg. Die Kriegsabteilung umfaßt: A. Bücher, etwa 950 Nummern. Zeitschriften und Zeitungen. Doppelter Zettelkatalog und Standortsverzeichnis vorhanden. B. Eine Kartothek, (ca. 40 000 Zettel), die Hinweiszettel auf Nachrichten, Abhandlungen und Schriften der Kriegszeit enthält.
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Die Sammlung ist nur zu einem geringen Bruchteil erhalten.
Erhalten sind Kasten 115, 117 und 118 der Kriegskartothek, außerdem ca. 300-400 Bücher aus der Kriegssammlung, zum Teil mit Anmerkungen Warburgs, und eine Sammlung von 1400 Pressefotos. Warburgs Sammlung bestand im Wesentlichen aus einer 72 Karteikästen umfassenden Kartothek, die ca. 90.000 Zettel enthielt. Darauf waren größtenteils handschriftliche Exzerpte aus Zeitungen gesammelt, im Umfang von 5-10% aber auch bibliographische Angaben zu Büchern, von denen manche laut Zugangsbuch auch für die Bibliothek erworben worden waren, in geringem Umfang auch Zeitungsausschnitte und Bildpostkarten. Drei dieser Karteikästen sind erhalten, sie befinden sich heute im Warburg Institute, London, wohin sie 1933 mit der dorthin evakuierten Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg gelangt sind. Der Inhalt der übrigen Kästen ist durch eine in London überlieferte "Systematische Übersicht über die Kriegsnotizkästen" bekannt. Warburg hat in dieser Kartothek die Hamburger Zeitungen vollständig, außerdem verschiedene andere Zeitungen systematisch verzettelt. In einem Fragebogen der Vereinigung der Weltkriegssammler Ende 1917 gab er an, er werte laufend acht deutsche und zwei italienische Zeitungen aus; die deutschsprachigen Titel waren laut Beleg des Kastens 117 die "Hamburger Nachrichten", die "Neue Hamburger Zeitung", das "Hamburger Fremdenblatt", der "Hamburgische Correspondent", die "Frankfurter Zeitung", die "Vossische Zeitung", die "Neue Zürcher Zeitung" und die "Nachrichten der Auslandspresse"; die italienischen Titel lassen sich nicht verifizieren, darüber hinaus sind im Einzelfall auch Exzerpte aus zahlreichen anderen Zeitungen und Zeitschriften angefertigt worden. Am Sichten, Ausschneiden, Kleben und Sortieren der Kartothek waren mehrere Mitarbeiter Warburgs beteiligt. Die erhaltenen Kästen der Kartothek betreffen inhaltlich die Sachgebiete "Aberglauben im Krieg" und "Religion im Krieg" (Kasten 117), die Warburg auch als Sammel- und Tauschgebiete im "Nachrichtenblatt der Vereinigung der Weltkriegssammler" angegeben hatte; außerdem sind in Kasten 117 Todesanzeigen von Freunden und Bekannten Warburgs enthalten. Kasten 115 enthält das Thema "Krieg und Kultur", Kasten 118 das Thema "Krieg und Kunst 1915/16". Die anderen Kästen der Kriegskartothek wurden zurückgelassen, als die Kulturwissenschaftliche Bibliothek 1933 nach London evakuiert wurde, ebenso wie der Großteil der 1500 Bücher, Broschüren und Zeitschriften, die Warburg seit Anfang des Ersten Weltkriegs gesammelt hatte. Mit dem Zurücklassen dieses Sammlungsteils wurde die Evakuierung der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek nach London möglich, die als eine auf drei Jahre befristete Leihgabe deklariert worden war. Offenbar hatte Warburg selbst 1924 schon daran gedacht, die Sammlung zu verkaufen, doch gab es in Deutschland zu dieser Zeit keinen Markt dafür. Warburgs Schwiegersohn Peter Paul Braden hat 1939 versucht, die in Hamburg verbliebenen Kriegsbücher aus der Bibliothek Warburg an die Stadtbibliothek Hamburg abzugeben; Johannes Lemcke als Direktor der Stadtbibliothek hat diese Schenkung jedoch abgelehnt. Nach einer Notiz Carl Georg Heises ist der in Hamburg verbliebene Sammlungsrest bei einem Bombenangriff 1943 vernichtet worden. Da das Gebäude der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek in der Heilwigstraße den Zweiten Weltkrieg schadlos überstand, müsste, wenn diese Notiz stimmt, der Kriegssammlungsrest an einen zu Schaden gekommenen anderen Ort ausgelagert worden sein; außer Heises Notiz gibt es dafür keine Indizien. (Quelle: Schwartz, s.u.)
Zeitungsausschnitte
Postkarten
Fotografien
Bücher
drei Kästen der Kriegskartothek mit insgesamt 2629 Zetteln (Kasten 117: 1334 Zettel), ca. 300-400 Bücher, 1400 Fotografien
Verlust der nichtevakuierten Sammlungsreste infolge Kriegshandlungen 1939-1945
69 Kästen der Kriegskartothek, Bücher, Broschüren, Zeitschriften
Der Druckschriftenbestand zum Ersten Weltkrieg war innerhalb des allgemeinen Bestandes der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek aufgestellt.
Die Kriegskartothek war separat aufgestellt.
Der Druckschriftenbestand wurde in den Jahren 1919-1922 weiter ergänzt.
Bücher
sind vorhanden
Der Druckschriftenbestand war inventarisiert.
Die Druckschriften wurden inventarisiert in den Jahren 1914ff.
Tabellarische Inventare für den Zugang zur Bibliothek sind erhalten für die Jahre 1911-1917 und 1921-1924. Vorhanden ist auch ein Zugangsbuch für die Jahre 1918-1924.
Warburg Institute Archive, London
Aktenmaterial zur Sammlung ist erhalten.
Briefe, Manuskripte, Verzeichnisse, ausgewertet von Peter J. Schwartz (s.u.)
Warburg Institute Archive, London
Detaillierte Aussagen zur Materialbeschaffung sind möglich.
Aby Warburg war Mitglied in der Vereinigung der Weltkriegssammler.
Aby Warburg war nicht Mitglied im Verband deutscher Kriegssammlungen.
2 (1919) H. 2 (Aberglauben & Krieg, Freimaurerei und Krieg, Italien im Weltkrieg), H. 3 (Pressewesen)
In den Akten des Warburg Institute Archive ist ein Fragebogen der Vereinigung der Weltkriegssammler in Posen erhalten, den Aby Warburg mit Datum des 31.12.1917 beantwortet hat. Darin heißt es, die Sammlung sei "ursprünglich entstanden aus wissenschaftlichen Vorbereitungen, die eine 1914/15 in italienischer Sprache erschienene illustrierte Kriegszeitschrift erforderte, die [Warburg] zusammen mit Prof. Thilemann und Dr. Calzia herausgab und in Italien verbreiten ließ; die Kartothek wurde nun auch nach dem Treubruch Italiens fortgesetzt. [...] Die Kriegsabteilung meiner Bibliothek sammelt besonders Schriften über Italien im Weltkriege (D-Annunzio) Freimaurerei, Aberglauben, Pressewesen und über persönliche Freiheit in Lehre und Praxis der Kriegsführenden Staaten." (zitiert nach Schwartz s.u.)
Die Druckschriftenbestand ist erschlossen.
Die Druckschriften wurden katalogisiert in den Jahren 1914ff.
Catalog of the Warburg Institute Library, University of London. 14 Bde. Boston 1967.
Online-Katalog
http://catalogue.ulrls.lon.ac.uk/search~S12
Warburg Archiv Universität Hamburg
20100309
Dr. Björn Biester
20140324
Ossietzky, Carl von: Historiker. In: Die Weltbühne. Wochenschrift für Politik, Kunst, Wirtschaft 25 (1929), S. 859.
Heise, Carl Georg: Persönliche Erinnerungen an Aby Warburg. Hamburg 1959, S. 47-49.
Heise, Carl Georg: Aby M. Warburg als Lehrer (1966). In: Warburg, Aby M.: Ausgewählte Schriften und Würdigungen. Hrsg. von Dieter Wuttke. Baden-Baden 1979; S. 479-482, hier: S. 481.
Heise, Carl Georg: Persönliche Erinnerungen an Aby Warburg. Hrsg. und kommentiert von Björn Biester und Hans-Michael Schäfer. Wiesbaden 2005.
Stockhausen, Tilmann von: Die Kulturwissenschaftliche Bibliothek Warburg. Hamburg 1992, S. 19-21.
Weinberg, Manfred: Ein Seismograph für geistigen Erbgutsverkehr. Sieben Bemerkungen zur Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Aby Warburgs sowie zu Sammeln, Bibliophilie und Exzentrik. In: Sammler - Bibliophile - Exzentriker. Hrsg. von Aleida Assmann. Tübingen 1998, S. 117-137.
Gedankengänge in den 20er Jahren. In: Video ergo sum. Repräsentation nach innen und außen zwischen Kunst- und Neurowissenschaften. Hrsg. von Olaf Breidbach und Karl Clausberg. Hamburg 1999, S. 257-286, hier: S. 265 Anm. 40.
Biester, Björn: Der innere Beruf zur Wissenschaft: Paul Ruben (1866-1943). Studien zur deutsch-jüdischen Wissenschaftsgeschichte. Berlin, Hamburg 2001, S. 174-176 und S. 246ff.
Biester, Björn: Ein forschender Bücherbesitzer. Aby M. Warburg und die Antiquare. In: Philobiblon 45 (2001), H. 1, S. 3-20, hier: S. 19.
Korff, Gottfried (Hrsg.): Kasten 117 : Aby Warburg und der Aberglaube im Ersten Weltkrieg. Tübingen 2007 (enthält 13 Einzelbeiträge, die während einer Konferenz "Der Große Krieg, Warburg und der Aberglaube" am 30./31. März 2006 in Tübingen vorgetragen worden waren).
Schwartz, Peter J.: Aby Warburgs Kriegskartothek. Vorbericht einer Rekonstruktion. In: Korff, Gottfried (Hrsg.): Kasten 117 : Aby Warburg und der Aberglaube im Ersten Weltkrieg. Tübingen 2007, S. 39-70.
AMG
Aibe-Marlene Gerdes und Julia Freifrau Hiller von Gaertringen19.04.2014