Baden-Württemberg
Stuttgart
Konrad-Adenauer-Str. 8. 70173 Stuttgart
Dr. Christian Westerhoff
20130204
Stuttgart
Stuttgart. Königliche Hofbibliothek. Kriegssammlung. Alles Erreichbare an Kriegsdruckschriften aus Kriegsgebiet und Heimat. Bücher, namentlich aus dem feindl. Ausland. Zeitschriften, Zeitungen, besonders Feldzeitungen, von denen die deutschen fast vollständig, die französischen zahlreich vertreten sind. Gefangenenlagerzeitungen und andere Veröffentlichungen aus Gefangenenlagern. Alle Arten von Kriegsdrucksachen, u.a. Entlau-sungsscheine, Fahrpläne, Fahrkarten. Veröffentlichungen heimatlicher Behörden. Alle Arten von Kriegsandenken wie: Münzen, Marken, Exlibris, Vivatbänder. Spielzeug, Autographen, Fliegerabwürfe u.a. Tauschmaterial reichlich vorhanden.
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Nur geringe Reste der Sammlung sind erhalten.
Erhalten ist z.B. eine Sammlung von 1330 Postwertzeichen und 3245 Gelegenheitsmarken. Erhalten ist auch das dreibändige Album "Die Württemberger im Weltkrieg" mit ca. 9000 Fotos württembergischer Soldaten, das König Wilhelm II. 1918 als Unikat übergeben wurde. Diese Objekte befinden sich heute in der Bibliothek für Zeitgeschichte, Stuttgart (HBb 1922-1-3 und Erläuterungsbände in der Württembergischen Landesbibliothek: AHa 164). Weitere ca. 8000 Fotografien, auf Karton aufgezogen und zu 25 thematisch geordneten Sammelalben zusammengestellt, befinden sich heute im Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Bestand M 705/1).
Marken
Fotografien
Bücher, Zeitschriften, Zeitungen, Feldzeitungen, Lazarettzeitungen, Lagerzeitungen, Zeitungen der besetzten Gebiete, Flugschriften, Maueranschläge, Plakate, Drucksachen, Amtsdruckschriften, Karten, Fotografien, Postkarten, Münzen und Medaillen, Lebensmittelkarten, Notgeld, Vivatbänder, Spielzeug, Autographen, Druckgrafik, Fliegerabwürfe - das Material könnte teilweise in der Bibliothek für Zeitgeschichte noch vorhanden sein.
1925 und 1939 wurden Teile der Sammlung an die Zweigstelle Stuttgart des Reichsarchivs abgegeben; sie sind infolge Kriegseinwirkung 1939-1945 nicht erhalten. Die Sammlung als solche wurde 1936 an die seit 1921 in Schloss Rosenstein befindliche Weltkriegsbücherei Stuttgart, die heutige Bibliothek für Zeitgeschichte, abgegeben. 1939 wurden weitere 8345 Bände der Hofbibliothek als Dauerleihgabe nach Schloss Rosenstein überführt. Es ist nicht bekannt, wie weit die ehemaligen Hofbibliotheksbestände in diesem Kontext noch erhalten sind, die Provenienz ist nicht mehr nachzuvollziehen.
c/o Württembergische Landesbibliothek. Konrad-Adenauer-Str. 8. 70173 Stuttgart
Die ggf. vorhandenen Reste der Sammlung werden in der Bibliothek für Zeitgeschichte nicht geschlossen aufbewahrt.
sind vorhanden
Die Sammlung ist nicht inventarisiert.
Die Inventarbücher sind nicht erhalten.
Aktenmaterial zur Sammlung ist erhalten.
Akten des Oberhofmeisteramts zur Kriegssammlung der Hofbibliothek und Akten betr. Überführung der Bestände des ehemaligen Kriegsarchivs und der Kriegssammlung der Hofbibliothek in das Heeresarchiv 1934-1939
Bibliothek für Zeitgeschichte; Staatsarchiv Ludwigsburg (E 21 Oberhofmeisteramt Bü 426: Kriegssammlung der Hofbibliothek); Hauptstaatsarchiv Stuttgart (M 400/1 Bü 469 Heeresarchiv Stuttgart: Erwerb von aus dem württembergischen Kriegsministerium und dem Kriegsarchiv Stuttgart stammenden Teilen der sog. Kriegssammlung der Hofbibliothek Stuttgart; M 400/1 Bü 578 Heeresarchiv Stuttgart; M 400/1 Bü 469 Heeresarchiv Stuttgart; M 400/1 Bü 579 Heeresarchiv Stuttgart; E 130b Bü 507 Staatsministerium)
Aussagen zur Materialbeschaffung sind nicht möglich.
Die Sammlung war Mitglied in der Vereinigung der Weltkriegssammler.
Die Sammlung ist vor dem 1.12.1918 Mitglied im Verband deutscher Kriegssammlungen geworden. Karl von Stockmayer war Mitglied im Ausschuss des Verbandes.
ja
2 (1919) H. 2 (Briefmarken, Feld- und Kriegszeitungen, Fliegerabwürfe, Fotografien, Kriegsliteratur), H. 3 (Maueranschläge, Münzen, Medaillen, Abzeichen, Nagelungskarten)
Das Zentralblatt für Bibliothekswesen meldete im Frühjahr 1916: "Einen Aufsatz über die Kriegssammlung der Hofbibliothek bringt die Württembergische Zeitung vom 14. März. Darnach hat auch diese Bibliothek eine umfangreiche Sammlung nicht nur von Buchliteratur, sondern auch von kleinen Drucksachen und bildlichen Darstellungen angelegt." Das Jahrbuch der Deutschen Bibliotheken 13 (1916), S. 85, und 14 (1920), S. 89, teilt mit: "Seit Kriegsbeginn wird in größerem Umfang Kriegsliteratur und -graphik, namentlich des feindlichen Auslandes, gesammelt."
Im Mai/Juni 1915 trug die Kriegssammlung der Hofbibliothek zur Ausstellung "Krieg und Kunstgewerbe" im Stuttgarter Landesgewerbemuseum bei. Teile der Sammlung wurden 1916 in der Stuttgarter Deutschen Kriegsausstellung präsentiert. Im Zeitraum Mai-Juli 1918 wurde im Landesgewerbemuseum Notgeld aus der Kriegssammlung der Hofbibliothek gezeigt sowie später im Zeitraum Oktober/November 1918 eine Auswahl "von feindlicher Hetzpropaganda und von Plaketten und Medaillen", u.a. Bildpostkarten mit Karikaturen.
Der Aufbau der Sammlung wurde von dem Pfullinger Mäzen Louis Laiblin (1861-1927) in den Jahren 1916-1920 mit 30.000 Mark unterstützt; der darauf bezogene Briefwechsel zwischen Laiblin und von Stockmayer ist im Nachlass Laiblin im Stadtarchiv Pfullingen überliefert und liegt gedruckt vor. Die Hofbibliothek in Stuttgart wurde nach der Revolution 1918 verstaatlicht, sie behielt bis auf weiteres ihre Selbständigkeit. Die Kriegssammlung wurde weitergeführt, die Ordnungs- und Katalogisierungsarbeit wurde fortgesetzt, mangels finanzieller Mittel war an einen weiteren Ausbau allerdings nicht zu denken. Bibliotheksleiter von Stockmayer wollte eine Überleitung der Bestände an die 1921 nach Stuttgart übersiedelte Weltkriegsbücherei verhindern und bemühte sich daher 1922 um eine Abgabe der Kriegssammlung an die Universität Tübingen; dort bestand zwar Interesse an der Übernahme einzelner Sammlungsteile, jedoch nicht an einer geschlossenen Übernahme der ganzen Sammlung.1925 wurden Teile der Sammlung an die Zweigstelle Stuttgart des Reichsarchivs abgegeben. Die Sammlung wurde schließlich 1936 als Leihgabe des Landes Württemberg an die Weltkriegsbücherei Stuttgart, die heutige Bibliothek für Zeitgeschichte, abgegeben und dort getrennt aufgestellt, vgl. dazu im einzelnen Maier (s.u.). 1938 wurden weitere Teile archivalischen Charakters an das Reichsarchiv abgegeben, die noch in der Hofbibliothek verwahrten übrigen Materialien aller Art an die Weltkriegsbücherei. Im September 1939 schließlich wurden schließlich 8345 Bände der Kriegssammlung sowie Zeitschriften und Zeitungen aus der Hofbibliothek als Dauerleihgabe nach Schloss Rosenstein überführt. Dort wurden sie am 12./13.9.1944 weitgehend vernichtet. Es ist nicht bekannt, wie weit die ehemaligen Hofbibliotheksbestände in diesem Kontext noch erhalten sind, die Provenienz der Bestände ist nicht mehr nachzuvollziehen.
Über die frühere Verzeichnung und Erschließung des Materials ist nichts bekannt. Nach Angaben des Beitrags in den Mitteilungen des Verbandes deutscher Kriegssammlungen 1919, H. 1, wurde das Material an der Hofbibliothek von Karl von Stockmayer "mit wenigen, aber eifrigen Hilfskräften" gesichtet, geordnet und katalogisiert.
Das ggf. erhaltene Material ist in den Katalogen der Bibliothek für Zeitgeschichte mit erschlossen.
Wurz, Hermann: Die Kriegssammlung der Kgl. Hofbibliothek in Stuttgart. In: Württemberger Zeitung 10 (1916) vom 14.3.1916.
Kriegsnachrichten aus deutschen Bibliotheken. Stuttgart, Hofbibliothek. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 33 (1916) H. 3/4, S. 121.
Jahrbuch der Deutschen Bibliotheken 13 (1916), S. 85; 14 (1920), S. 89.
o. Verf.: Die Kriegssammlung der Stuttgarter Kgl. Hofbibliothek. In: Mitteilungen des Verbandes deutscher Kriegssammlungen 1 (1919) H. 1, S. 29-31.
Sperling, Eva: Aus der Sammlung von Kriegslichtbildern der Stuttgarter Hofbibliothek. In: Mitteilungen des Verbandes deutscher Kriegssammlungen 2 (1920) H. 1, S. 5-6.
Stockmayer, Karl von: Die Zukunft der deutschen Kriegssammlungen. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 37 (1920) H. 7/8, S. 169-173.
Maier, Walter: Die Hofbibliothek Stuttgart nach dem Ende der Monarchie in Württemberg 1919-1944. Stuttgart 1987, S. 40-48.
Taigel, Hermann: Louis Laiblin, Privatier. Ein schwäbischer Mäzen. Pfullingen 2005, S. 127-145 (Beiträge zur Pfullinger Geschichte. 14) [unter Verwendung des im Nachlass Laiblin im Stadtarchiv Pfullingen überlieferten Briefwechsels zwischen Laiblin und von Stockmayer].
Pust, Hans-Christian: Die Kriegssammlung der Königlichen Hofbibliothek Stuttgart. In: WLB-Forum. Mitteilungen der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart 15 (2013) H. 2, S. 22-28.
Lagler, Wilfried: Der Bibliothekar und sein Mäzen - die Sammlung "Kriegsliteratur Laiblin" in der Universitätsbibliothek Tübingen. In: Kriegssammlungen 1914-1918. Hrsg. von Julia Hiller von Gaertringen. Frankfurt a.M. 2014, S. ??
JvH
Julia Freifrau Hiller von Gaertringen11.01.2014