Berlin
Berlin
Unter den Linden 2. 10117 Berlin
Dr. Matthias Miller
20130719
Fürth
Sammlung Theodor Bergmann
Theodor Bergmann (* 13.02.1880, gestorben 25.08.1934) war Inhaber der Kohlengroßhandlung S. Bergmann in Fürth. Als Geschäftsmann verfügte er über sehr gute Auslandskontakte, besonders nach England, wo er sich vor 1914 längere Zeit aufhielt. Er war Gründungsmitglied des Verbandes deutscher Kriegssammlungen und Entwickler einer in Sammlerkreisen anzuwendenden Tauschwerttabelle. Theodor Bergmann beging wohl am 25. August 1934 in NS-"Schutzhaft" Selbstmord.
Maxstraße 24
nicht enthalten
Die Sammlung ist teilweise erhalten.
Die Sammlung Bergmann erstreckte "sich auf fast alle Gebiete von Kriegsdokumenten" (Hilsenbeck, s.u.). Sie wurde 1937 mit "mehreren tausenden Kriegsplakaten und -dokumenten (Mittelmächte und Entente) aller Art" vom Staatlichen Zeughaus Berlin angekauft, das 1936 eine neue Abteilung seiner Sammlungen, die Weltkriegsabteilung, eröffnet hatte (s. dort). Der genaue Umfang lässt sich aus den erhaltenen Unterlagen des Hausarchivs im Deutschen Historischen Museum nicht herauslesen. Bücher aus der Sammlung Bergmann wurden einem bestimmten Signaturenkontingent der Zeughausbibliothek zugeschlagen; dieses Kontingent enthielt etwa 1200 Nummern, dies könnte also die ungefähre Zahl der Bücher gewesen sein. Die Sammlung ist heute in den Beständen des Deutschen Historischen Museums als solche nicht mehr nachweisbar. Bücher, so weit erhalten, können nur in Einzelfällen anhand der Vorbesitzerstempel identifiziert werden; die Bände, die dem beim Ankauf genannten Signaturenkontingent der Zeughausbibliothek angehören, haben bis auf drei Ausnahmen keine Besitzstempel von Bergmann. Über den Verbleib der 75.000 Zeitungen und der restlichen Materialien, die bei Hilsenbeck aufgeführt sind, gibt es keine Nachrichten. Es könnte sein, dass einzelne Materialien an die Öffentliche Wissenschaftliche Bibliothek (heute Staatsbibliothek) Berlin abgegeben wurden. Da das Zeughaus während des Zweiten Weltkrieges weitgehend zerstört wurde (nur der Raum der Bibliothek blieb verschont), kann die Sammlung auch bereits 1944/45 vernichtet worden sein.
Bücher
Fritz Hilsenbeck (s.u.) berichtet über 100.000 Objekte der Sammlung, wobei der allergrößte Teil (etwa 75.000 Objekte) Kriegszeitungen gewesen sind. Ein großer Teil der Bestände ist nicht erhalten: Zeitungen, Auslandszeitungen, Feldzeitungen, Lagerzeitungen, Lazarettzeitungen, Zeitungen der besetzten Gebiete, Amtsdruckschriften, Firmenschriften, Fliegerabwürfe, Flugblätter, Flugschriften, Plakate, Maueranschläge, Notgeld, Briefmarken, Marken, Lebensmittelkarten, Fahrpläne und Fahrkarten, Telefonverzeichnisse, Medaillen, Bücher, Karten.
sind vorhanden
Aktenmaterial zur Sammlung ist erhalten.
Hausarchiv des Deutschen Historischen Museums
Aussagen zur Materialbeschaffung sind nicht möglich.
Theodor Bergmann war Mitglied in der Vereinigung der Weltkriegssammler.
ja
Theodor Bergmann war Gründungsmitglied im Verband deutscher Kriegssammlungen.
ja
1 (1918) H. 4 (Aufrufe, Autographen, Briefmarken, Extrablätter, Feld- und Kriegszeitungen, Fliegerabwürfe, Flugblätter, Flugschriften, Gefangenenzeitungen, Lagerarbeiten, Kriegsanleihe-Drucksachen, Postkarten, Kriegsdrucksachen aller Art, Karten, Kriegsliteratur, Lebensmittelkarten, Maueranschläge, Münzen, Medaillen, Abzeichen, Notgeld, Plakate, Programme, Pressewesen, Tageszeitungen, Verkehrswesen, Zensurstempel); 2 (1919) H. 2/3 (Feld- und Kriegszeitungen, Fliegerabwürfe, Flugblätter, Flugschriften, Kriegsdrucksachen aller Art, Programme, Zensurstempel).
2 (1920), S. 67 (Flieferabwürfe, Belgica), S. 98, 130 (Abgabe von Fliegerabwürfen); ebd. 3 (1921), S. 81f. (Abgabe und Gesuch von Fliegerabwürfen), 114 (Gesuch von Fliegerabwürfen, Abgabe und Gesuch belgischer Geheimpresse)
Bezug der Kriegssammler-Zeitung. Neuheiten- und Tauschanzeiger für Kriegssammler, Museen und Bibliotheken. Nennung Theodor Bergmanns als Informant über Notgeld-Neuheiten (1 (1917) Nr. 4 vom 8.05.1917, S. 29). - Hellmann, Richard, und Kurt Palm: Die deutschen Feldzeitungen. Freiburg i. Br. [1918], S. 101 (Kauf- und Tauschgesuch).
Einen Teil der Bestände aus der Sammlung Bergmann zeigte das Zeughaus im Frühjahr/Sommer 1937 in der Sonderausstellung "Kriegsplakate und Maueranschläge bei Freund und Feind" (Der Weltkrieg in Bildern VII).
Die Nachfolgeeinrichtung des Zeughauses, das Museum für Deutsche Geschichte, hat eine wechselvolle Gründungsgeschichte erlebt, die leider nicht den nahtlosen Übergang der Objekte des Zeughauses auf das Museum für Deutsche Geschichte ermöglicht hat. 1945 wurde das Zeughaus von der SMAD liquidiert und die Bestände wurden aufgelöst. In diesem Zusammenhang sind zahlreiche Objekte an verschiedene andere Institutionen abgegeben worden. Dies wurde jedoch nicht detailliert dokumentiert. Die 1939-1943 ausgelagerten Bestände der Zeughausbibliothek sind heute verloren (zum Teil in russischen Bibliotheken). Der nicht ausgelagerte Rest (etwa 5000 Bände) wurde 1946-1948 an drei Bibliotheken in Berlin abgegeben. 1952 mit der Gründung des Museum für Deutsche Geschichte gelangten die Bücher aus zwei der Bibliotheken wieder zurück und bilden heute den Grundbestand der Bibliothek des Deutschen Historischen Museums (ca. 3000 Bände). Darunter befinden sich ein paar wenige, eindeutig durch Besitzstempel belegbare Stücke aus der Sammlung Bergmann. Die Bücher aus der dritten Bibliothek sind (noch) nicht wieder ins Zeughaus zurückgekehrt (Verhandlungen laufen). Darunter dürften sich zahlreiche weitere Bände der Sammlung Bergmann befinden, was an den 1946-1948 dorthin abgegebenen Signaturenkontingenten ablesbar ist.
Die Sammlung war systematisiert und katalogisiert.
Hilsenbeck, Fritz: Die Kriegssammlung Theodor Bergmann in Fürth (Bayern), Nürnberg [1919], 37, XXIV S.
o. Verf.: Die Kriegssammlung Theodor Bergmann, Fürth in Bayern. In: Mitteilungen des Verbandes Deutscher Kriegssammlungen 2 (1920), S. 40 [+ 4 ungez. S. Ill.].
Stockmayer, Karl von: Die Zukunft der deutschen Kriegssammlungen. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 37 (1920) H. 7/8, S. 169-173.
Der Weltkrieg in Bildern VII. Kriegsplakate und Maueranschläge bei Freund und Feind. Amtlicher Wegweiser / Berlin, Staatliches Zeughaus 1937. - Berlin [1937]. - 12 S. - [Ausstellung aus der Sammlung Theodor Bergmann].
Hahlweg, Werner: Die Weltkriegsabteilung im Staatlichen Zeughaus zu Berlin. In: Museumskunde N.F. 9 (1937), S. 134-138.
Brandt, Susanne: Kriegssammlungen im Ersten Weltkrieg: Denkmäler oder Laboratoires d'histoire? In: 'Keiner fühlt sich hier mehr als Mensch...'. Erlebnis und Wirkung des Ersten Weltkriegs. Hrsg. von Gerhard Hirschfeld u.a. Essen 1993, S. 241-258. (Schriften der Bibliothek für Zeitgeschichte. N.F. 1). Hier insb. S. 243f.
JvH
Julia Freifrau Hiller von Gaertringen06.12.2023